(Landkreis Roth) - Wenn die weiße Maus durch den Landkreis zieht.
Was passiert eigentlich, wenn im mittelfränkischen Landkreis Roth mehrere größere Schadenslagen gleichzeitig eintreten? Und wie geht man damit um? Diese und weitere Fragen haben sich die Organisatoren der im Oktober 2018 durchgeführten Katastrophenschutz-Stabsrahmenübung, kurz „Weiße Maus“, gestellt. Ziel der Übung war es, dass alle Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie der Katastrophenschutz des Landratsamtes Roth im Ernstfall effektiv und effizient zusammenarbeiten.
Um für koordinierungsbedürftige Ereignisse und Katastrophen gewappnet zu sein, trainierten rund 90 Führungskräfte der Freiwilligen Feuerwehren, des Technischen Hilfswerkes, des Bayerischen Roten Kreuzes, der Johanniter Unfallhilfe, der Wasserwacht und DLRG, der Polizei, der Integrierten Leitstelle Mittelfranken-Süd und des Landratsamtes Roth einen ganzen Tag den Ernstfall. Bei der Übung, welche als Stabsrahmenübung angelegt war, übten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Führungsstäben und Führungsunterstützungseinheiten ihre Zusammenarbeit. Die operativen Einheiten im Einsatz vor Ort wurden dabei von der 75 Personen umfassenden Übungsleitung simuliert. Im Vordergrund stand das Trainieren von Kommunikations-, Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen. Ebenfalls sollten Erkenntnisse erlangt werden, welche Details zukünftig ggf. noch zu optimieren sind.
Eine Übung nach Plan
Bei einer solchen Übung, die einer Art Planspiel ähnelt, kamen auf die beteiligten Einsatzkräfte vielfältige Aufgaben zu, die im fortgeschrittenen Übungsverlauf parallel bearbeitet werden mussten. Dies verlangte von den eingesetzten Stabsmitarbeitern höchste Konzentration sowie überlegte Entscheidungen. So musste ein Industriebrand auf dem in der Rother Innenstadt ansässigen Werksgelände der Leoni Kabel GmbH unter Kontrolle gebracht und abgearbeitet werden. Ein fortentwickelnder Brand auf einem Passagierschiff kurz vor der Schleuse Leerstetten benötigte ebenfalls die Hilfe der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben. Lokale Unwetter und Starkregenereignisse, die auch die kritische Infrastruktur im Gemeindebereich Thalmässing betrafen, forderten ebenfalls eine genaue Koordination verschiedenster Maßnahmen. Zu guter Letzt hielt ein simulierter Busunfall unter Beteiligung umweltgefährdender Stoffe bei Neumühle im Gemeindebereich Büchenbach die Rettungs- und Hilfskräfte in Atem.
Gezielter Ablauf
Alle vier Einsatzlagen hatten eines gemeinsam: Die realitätsnah konzipierten Schadensereignisse, die nach einer Art Drehbuch die Führungskräfte mit zahlreichen komplexen Aufgabenstellungen konfrontierten, fanden alle in verschiedenen Gemeinden im Landkreis Roth statt. Für jede angedachte Einsatzstelle hatten die verschiedenen Übungsabschnitte im Vorfeld Luftbilder, Detailkarten und weitere visuelle Informationen ausgearbeitet sowie Einspielungen vorbereitet, welche an die Führungsstellen situativ übermittelt wurden.
Um diese Szenarien vorzubereiten, hatte die 80-köpfige Übungsleitung sehr viel Zeit investiert. Seit Januar traf sich regelmäßig eine eigens hierfür eingerichtete Planungsgruppe, welche die vier fiktiven Lagen ausgearbeitet und den zugehörigen, notwendigen Rahmen der Übung organisiert hatte.
Komplexe Aufgaben erfordern Strukturen
Die Lagen wurden direkt in die einzelnen Abschnittsleitungen der Feuerwehren und des Rettungsdienstes, welche sich in der Nähe der angedachten Schadensorte befanden, eingespielt. In den Räumlichkeiten der Berufskraftfahrerschule in Roth wurde die örtliche Einsatzleitung (ÖEL) inkl. Führungsstab installiert, welche die Gesamtlage koordinieren musste und den Kontakt zur Integrierten Leitstellen und zur Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) sicherstellte. An dieser angekoppelt war auch die Sanitätseinsatzleitung (SAN EL) mit ihren Einsatzfahrzeugen, welche alle Kräfte und Aufgaben des Rettungs- und Sanitätsdienstes organisierte.
Intensiver Übungstag
Der Startschuss für die landkreisweite Großübung fiel um 9.00 Uhr. Um ca. 10 Uhr wurde bereits für das erste Ereignis ein erhöhter Koordinierungsbedarf festgestellt. Durch die anwachsende Dynamik der verschiedenen Schadenslagen wurde um 11:30 Uhr für den Landkreis Roth der Katastrophenfall festgestellt. Um 15 Uhr wurde das Übungsende bekannt gegeben und der Katastrophenfall wieder aufgehoben. Ein gemeinsames Abschlusstreffen mit gemütlichen Ausklang rundete den Übungstag erfolgreich ab.
Dank und Respekt seitens der Politik
Im Tagesverlauf machten sich Landrat Herbert Eckstein sowie zahlreiche Bürgermeister der Landkreisgemeinden ein eigens Bild von den Geschehnissen. Sie waren sichtlich beeindruckt vom Engagement aller Übungsteilnehmer.
Übungsleiter Kreisbrandinspektor Michael Stark zeigte sich am Ende der sechsstündigen Übung mit den erbrachten Leistungen und Ergebnissen absolut zufrieden: „Alle Beteiligten arbeiteten über einen langen Zeitraum am Limit und gaben gemeinsam ihr Bestes, um für die Aufrechterhaltung der öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landkreis Roth zu sorgen.“ Je intensiver die Rettungskräfte auf große Schadensereignisse vorbereitet sind, desto besser kann in Not geratenen Mitmenschen geholfen werden. Übung gibt Sicherheit im Einsatz!