
In einer guten Woche wird bei der Jahresversammlung der Feuerwehrkommandanten in Heideck der neue Kreisbrandrat in sein Amt eingeführt.
18 Jahre hat Hans Deß diesen «Zweitberuf» aus- und mit Leben gefüllt, aktiv als Feuerwehrler ist er schon mehr als 40 Jahre. Für viele Feuerwehrler war Hans Deß irgendwie schon immer da.
Fällt der Abschied schwer ?
Nächstenliebe war der Grund dafür, dass Hans Deß vor mehr als 40 Jahren bewusst der Feuerwehr in seinem Heimatort Weinsfeld beitrat. «Denn wenn mir unterwegs etwas passiert, bin ich auch froh über Hilfe.» In Weinsfeld lebt der fröhliche Mittfünfziger mit seiner Familie immer noch, über das Amt als Kreisbrandrat aber sagt er heute: «Alles hat seine Zeit.»
Und: «Es ist der ideale Zeitpunkt für den Übergang.» Ideal ist seiner Meinung nach, dass es mit Werner Löchl einen Nachfolger gibt, der genau die richtigen Voraussetzungen (Kenntnisse und Fähigkeiten, Alter und Liebe zum Amt) mitbringt. Und für ihn selbst darf nach der Pflicht nun die Kür an der Reihe sein.
Denn Pflichtbewusstsein gehört schon dazu, stets und ständig mit dem Funkwecker zu leben, mitten in der Nacht aufstehen und zu grausigen Unfällen ausrücken zu müssen - mit der Verantwortung für die ehrenamtlichen Feuerwehrler vor Ort.
5300 Männer und Frauen sind es derzeit in insgesamt 138 Wehren im Landkreis, die Hans Deß als Kreisbrandrat «managt», sich um Aus- und Fortbildung kümmert, das Feuerwehrwesen organisiert und Brandschutzmaßnahmen begleitet.
Und bei großen Einsätzen übernimmt Deß selbst die Leitung. Eine Selbstverständlichkeit für ihn, da mit anzupacken, wo es schwierig, unbequem und gefährlich ist, «statt nur am Rednerpult zu theoretisieren».
So hat er mit der Zeit unendlich viel gelernt. Natürlich waren da Anfängerfehler, zum Beispiel als er einen vor Schmerz schreienden Fahrer aus dem Unfallwagen zuerst befreien wollte - bis der Notarzt ihn auf die stillsitzende Beifahrerin hinwies, die unter einem schweren Schock stand und deshalb schneller Hilfe brauchte. «Aber man lernt mit jedem Einsatz, weil jeder anders ist und weil man immer improvisieren muss.»
An viele bewegende Momente kann er sich erinnern. Da waren die krassen Kontraste, wenn Hans Deß an einem Vorweihnachtsabend gerade daheim an einer Holzkrippe gewerkelt hat, als der Alarm kam und er bei minus 20 Grad zu einem schweren Unfall auf die Autobahn ausrücken musste. Trotzdem sieht er es immer so: «Wir sind froh, wenn wir helfen können.» Manchmal haben sich Unfallopfer mit schlimmen Verletzungen bei ihm und den Rettungskräften sogar bedankt - «obwohl sie noch nicht einmal wirklich gerettet waren».
Oder die nachdenkliche Heimfahrt von einem Einsatz im Morgengrauen, «und daheim waren alle gesund und die Welt noch in Ordnung». Freilich, Hilfe war nicht immer so möglich, wie er sich das gewünscht hätte. «Aber wir haben getan, was wir konnten.»
Das haben er und die ehrenamtlichen Helfer der örtlichen Feuerwehren nicht nur bei Bränden und Unfällen im Landkreis, sondern auch bei der Flut in Dresden oder nach dem Sturm in Frankreich getan. «Da kommt ein Anruf, ob wir ein paar Stunden später im Flieger nach Frankreich sitzen können.» Der Kreisbrandrat hat nie abgelehnt.
Übrigens hat der Verwaltungsbeamte Hans Deß, der im Landratsamt für Personal und Organisation zuständig ist, keine einzige Dienststunde wegen eines nächtlichen Einsatzes gefehlt. «Notfalls hab ich eine Tasse Kaffee mehr getrunken. Dann gings schon wieder.»
Aber alles hat eben seine Zeit. Jetzt will und wird Hans Deß mehr Zeit haben und mit seiner Frau Wandertouren machen (die drei Kinder sind inzwischen in Studium und Beruf), die Heimwerkstatt soll wieder zu Ehren kommen.
Auch für sich selbst hat er viel mitgenommen aus der bewegten und bewegenden Zeit von Bränden und Unfällen, von Stürmen und Flutschäden. «Welche Dinge wirklich wichtig sind im Leben - und dass viele Leute nur halb so wichtig sind wie sie sich nehmen.»
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