Wegen der Brisanz dieses Objekts, das sich unmittelbar hinter dem Einkaufsmarkt „Netto“ befindet, nahmen acht Feuerwehren — neben der Stützpunktwehr aus Hilpoltstein, die Wehren aus Hofstetten, Marquardsholz, Meckenhausen, Solar, Unterrödel und Zell, sowie aus der benachbarten Oberpfalz die FF Freystadt mit einer Drehleiter und einem Löschfahrzeug — an der Übung teil. Wie der zuständige Einsatzleiter, Hilpoltsteins Kommandant Wolfgang Kaiser jedoch vorweg gleich betonte, müssten bei einem wirklichen Brand wesentlich mehr Feuerwehren zum Einsatz kommen.
In der erst vor wenigen Jahren neu erbauten Halle sind rund 3000 Tonnen Rohpapier, die mehrere Meter hoch übereinander gestapelt sind, zur Weiterverarbeitung in der Firma gelagert. Ein möglicher Brand dieser Rollen würde sich rasend schnell ausbreiten und würde — wie in einem Schwesterbetrieb in Delmenhorst im Jahr 1998 geschehen — über mehrere Wochen andauern. Die Firma Klingele habe nach Aussage von Werkleiter Bernhard Harrer und Betriebsleiter Alfred Harlas zwar sehr wohl für vorbeugenden Brandschutz gesorgt, doch könne man nie vorsichtig genug sein. So habe man alleine im Bereich dieser Halle zwei unterirdische Zisternen mit einem Gesamtvolumen von rund 400 000 Litern Wasser, aus denen auch die Sprinkleranlagen gespeist würden. Zudem gäbe es unter der Belegschaft mit Jürgen Flierl, Sebastian Hofbeck und Roland Regnet auch drei „Brandschutzbeauftragte“, die den vorbeugenden Brandschutz ständig überwachen.
Punkt 17:00 Uhr wurde durch die Nachalarmierungsstelle, die bei der FF Roth angesiedelt ist, deren Mitarbeiter — wie alle — freiwillig und unentgeltlich ihren Dienst versehen, über Funk die zuständigen Wehren alarmiert. Bereits wenige Minuten später trafen die ersten Fahrzeuge ein und wurden durch Einatzleiter Wolfgang Kaiser an ihre Einsatzstellen verwiesen. So sorgten beispielsweise die Hofstetten und Unterrödel für Wasser, in dem sie dies aus dem nahen Gänsbach mittels einer langen Schlauchleitung in das Firmengelände förderten. Die übrigen Wehren bedienten sich aus den Zisternen und der öffentlichen Wasserversorgung.
Um das Gebäude das Einkaufsmarktes „Netto“ vor der — bei einem wirklichen Brand — ausgehenden Strahlungshitze wirksam zu schützen, wurde zwischen den beiden Gebäuden eine „Wasserwand“ errichtet. Hierbei wird ein spezielles Gerät verwendet, das wie ein riesiger Rasensprenger aussieht, und die enorme Hitze, die bei einem solchen Brand entsteht, etwas abschirmt. Beim Brand in Delmenhorst seien seinerzeit noch an rund zwanzig Meter entfernten Häusern die Fensterrahmen, Gartenmöbel oder Rollläden geschmolzen. Des weiteren kamen neben zahlreichen Strahlroheren zwei Drehleitern und ein Wasserwerfer zum Einsatz. Insgesamt wurden bis zu 6000 Liter Wasser pro Minute zur „Brandbekämpfung“ eingesetzt.
Rund 120 Helfer und Helferinnen der Feuerwehren, des Technischen Hilfswerks und der BRK-Bereitschaft Hilpoltstein waren an dieser Übung beteiligt. Während sich die Wehrmänner und –Frauen um die Brandbekämpfung kümmerten, sorgten die Helfer der Hilpoltsteiner Ortsgruppe des Technischen Hilfswerks für eine reibungslose Verkehrsführung während des gesamten Einsatzes. Sollte so ein Einsatz während der Nachtzeit ablaufen, würde das THW für die nötige Beleuchtung sorgen. Die Helfer der BRK-Bereitschaft schließlich stehen insbesondere für den Fall bereit, sollte sich einer der am Einsatz beteiligten Kräfte verletzen.
Nach dem Ende der Übung betonte der mit der Einsatzleitung beauftragte Kommandant der Hilpoltsteiner Wehr, Wolfgang Kaiser, dass bei einem wirklichen Vollbrand dieser Halle die eingesetzten Kräfte und die pro Minute zum „Löschen“ verwendeten 6000 Liter Wasser möglicherweise nicht ausgereicht hätten. Man habe vier Einsatzabschnitte gebildet, der Einsatz sei im Großen und Ganzen sehr gut abgelaufen.
Kreisbrandrat Hans Deß lobte in seiner Manöverkritik besonders, dass der Einsatz ohne große Hektik und sehr ruhig durchgeführt worden sei. Die Förderung von Wasser aus dem nahen Gänsbach bringe zusätzliches Löschwasser an den Einsatzort und entlaste damit die öffentliche Wasserversorgung. Deß betonte, dass die Firma Klingele ein gutes Beispiel für das diesjährige Motte der Feuerwehr-Aktionswoche“ abgäbe: Würden doch neben dem hervorragenden vorbeugenden Brandschutz die zahlreichen Mitarbeiter, die sich in einer der umliegenden Feuerwehren engagieren, jederzeit für einen Einsatz freigestellt. Selten habe er in seiner Zeit als Kreisbrandrat so hervorragende Einsatzpläne wie die der Firma Klingele gesehen. Schon vor Jahren sei dieser hierfür von der Feuerwehrführung eine Anerkennung ausgesprochen worden. Der KBR dankte allen am der Übung beteiligten für die Zeit und die Kraft, die sie für die Bevölkerung freiwillig und unentgeltlich zur Verfügung stellten.
Auch Werkleiter Bernhard Harrer dankte allen an der Übung beteiligten und betonte: „Für und als papierverarbeitenden Betrieb ist es sehr wichtig, einen guten, vorbeugenden Brandschutz zu haben. Doch ohne unsere drei Brandschutzbeauftragten und die zahlreichen Mitarbeiter, die sich zudem bei den Feuerwehren im Umkreis engagieren, ist dies nur ein Minimalschutz. Wir brauchen auch die Freiwilligen Feuerwehren und bieten ihnen deshalb alle paar Jahre die Möglichkeit, bei uns zu üben.“
Hinweis:
Der Artikel wurde durch Rudolf Heubusch zur Verfügung gestellt.
Herzlichen Dank.
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Archivbeitrag: 145 - 2005-10-04 21:01:24
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