Logistische Höchstleistungen mussten die freiwilligen Helfer erbringen, die in diesen Tagen zu einem Einsatz in das Katastrophengebiet Bayerischer Wald abkommandiert wurden. Darunter befanden sich auch Hilfskräfte aus dem Landkreis Roth.
ROTH/REGEN (dg) — Damit die Helfer aus Roth gleich nach der Ankunft auf die Dächer steigen können, fuhr ein Vorauskommando unter der Leitung von Werner Löchl aus Greding noch am späten Dienstagabend los. Erkundet werden sollte die Lage vor Ort und die Einsatzobjekte an sich. Zudem wurden Kontakte zu den Führungsgremien in Regen geknüpft. „Die Helfer konnten am Mittwoch nach einem kleinen Frühstück dann auch sofort beginnen“, berichtete gestern Kreisbrandrat Hans Deß nach seiner Rückkehr. 103 Feuerwehrleute aus dem Landkreis Roth waren am Mittwoch mit 19 Fahrzeugen und zwei Drehleitern (Roth/Rednitzhembach) in Regen und Umgebung bis zum späten Nachmittag im Einsatz, nachdem weitere Floriansjünger und THW-Helfer bereits am Wochenende bei Passau Schnee schippten (wir berichteten).
Die Nachalarmierungsstelle und Unterstützungsgruppe der örtlichen Einsatzleitung sorgte für eine reibungslose Vorarbeit hinsichtlich Personal und Gerätschaften. „Auf deren Hilfe konnte man sich uneingeschränkt verlassen“, würdigte Deß.
Zu tun gab es auch in Regen jede Menge. 60 Feuerwehrleute kamen in der höher gelegenen Bayerwaldkaserne den Soldaten zu Hilfe, die erst jetzt dazu kamen, ihre eigenen Ge-bäude vom Schnee zu befreien. Die übrigen Helfer aus Roth schaufelten unter anderem in Regen Schnee vom Dach der Stadtbücherei, des Pfarrsaals, des Freibad-Gebäudes sowie eines Obdachlosenhauses und eines Gebäudes der örtlichen Stadtwerke.
„Das niemand verletzt wird, war meine größte Sorge“, erklärte Deß und war hinterher sichtlich erleichtert. Ungefährlich war der Einsatz nämlich nicht. „Man muss sich vorstellen: Ein enormes Gewicht lastete ohnehin schon auf den Dächern, da mussten die Helfer, die den Schnee herunter schippten, sich äußerst vorsichtig be-wegen“. Jeder war zudem bestens mit Seilen abgesichert. Vor allem auf steilen Dächern. Hier waren die Spezialisten der Höhenrettung gefragt. Auf dem schneebedeckten Dach des Freibad-Hauptgebäudes wurde zunächst erkundet, wo Glasflächen, Sonnenkollektoren und Luftabzüge angebracht sind. Um keinen Kameraden in Ge-fahr zu bringen, war absolute Disziplin Pflicht. „Ich muss meiner Mannschaft wegen des Zusammenhalts und der Umsicht Lob zollen“, sagte Deß.
Leichte Kritik äußerte er an die Adresse der Verantwortlichen bei der Regierung von Mittelfranken. „Die Zeit der Vorbereitung eines solchen Einsatzes war zu kurz. Zumal bekannt war, dass weitere Hilfe nötig sein wird“, sagte Deß und erinnerte an die ehrenamtlichen Helfer, die nach einem langen Arbeitstag noch in der Nacht in die Uniform springen mussten, um dann einen ganzen Tag lang kräftezehrende Schneeräumarbeiten auszuführen. Die Helfer kehrten am Abend „ganz schön platt nach Hause zurück“, berichtete Roths Feuerwehrkommandant Werner Weigel. „Nun kann man sich gut in die Situation der Helfer vor Ort einfühlen, die diesen Job schon seit Tagen verrichten“.
Zurückbleiben musste für eine Nacht lediglich eine der beiden Drehleitern mit Besatzung. Da starker Schneefall einsetzte, die Straße dicht war und das Gefährt keine Schneeketten hatte, wurde auf Nummer sicher gegangen. Den Konvoi aus Roth führte bei der Rückfahrt ein Schneepflug an. Am Tag darauf wurde jedoch die Drehleiter bei einem Einsatz in Roth benötigt. Wie verabredet sprang hier die Feuerwehr Hilpoltstein ein. „Alles nur eine Frage der Logistik“, sagte Deß gestern und verabschiedete sich nach einem langen Arbeitstag nach Hause. „Ausschlafen“.
Hinweis: Dieser Artikel ist in der RHV am 17.02.2006 erschienen. Eingestellt mit freundlicher Genehmigung der Nürnberger Nachrichen v. 18.02.06.
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Archivbeitrag: 172 - 2006-02-21 20:02:47
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